Diese Frage haben Sie, liebe Leserin, lieber Leser, bestimmt schon oft gehört oder selbst gestellt. Vielleicht ist die Antwort darauf manchmal einfach „Gut!“. Was bedeutet „gut“? Ist alles okay so, wie es gerade ist? Wenn es so ist – wunderbar! Es kann aber auch mehr dahinterstecken. Zum Beispiel Angst, die Wahrheit preis zu geben. Oder einfach keine Lust, viel zu reden. Oder man mag Schlechtes lieber ignorieren als darüber zu sprechen. Und…und…und… Jeder Mensch hat sein Empfinden und seine Ansichten über die Dinge. Sich auszutauschen fördert Gemeinschaft, Nähe, das Miteinander. Aber wie nah will ich andere denn erleben?
Interessant wird es, wenn wir die Frage etwas verändern: „Wie geht es mir?“ oder noch intensiver: „Wie geht es mir wirklich?“
Über andere nachzudenken, zu hören, wie sie denken oder handeln, ist oft „sicherer“, nicht so nah bei mir selber. Wenn ich mir selber nahe komme, heißt das, es könnte unbequem werden. Unbequem und vielleicht erst einmal schmerzlich für mich, wenn ich mich auf mich selbst einlasse. Will ich wirklich wissen, wie es in meinem Inneren, Innersten aussieht? Was finde ich da wohl, wenn ich anfange, mich damit zu beschäftigen? Kann ich ehrlich hinschauen und dableiben, egal was sich zeigt? Sie fragen vielleicht: Wo soll ich denn hinschauen? Wie geht das?
Eine kleine Übung
Lassen Sie sich doch einmal auf ein kleines Experiment einladen. Beginnen wir einfach mit unserem Körper. Wie schon in früheren Ausgaben der Stadtteilzeitung beschrieben, bietet die Methode Enneagramm die Idee, dass jeder Mensch drei Intelligenzzentren in sich, in seinem Körper besitzt, nämlich Bauch, Herz und Kopf. Setzen Sie sich nun bequem hin, schließen entspannt die Augen und atmen Sie in Ihrem Rhythmus drei mal tief ein und aus. Nun gehen Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit zuerst in Ihren Bauch. Wie fühlt sich dieser an? Leicht oder schwer, entspannt oder verkrampft, wohlig oder (vielleicht undefinierbar) unwohl? Spüren und bemerken, nur zur Kenntnis nehmen, wie es ist, ohne es zu beurteilen, das ist wahrnehmen. Und wenn ich gar nichts spüre im Moment, dann ist das eben so und auch in Ordnung. Verharren Sie eine kleine Weile in Ihrem „Bauchgefühl“ und atmen Sie dabei ruhig weiter.
Dasselbe machen Sie nun mit Ihrem Herzbereich, und dann auch mit Ihrem Kopf. Hinspüren, wahrnehmen, da sein lassen, was da ist. Ob es Druck ist, Traurigkeit, Freude, Angst, Glück, Schmerz, was immer es ist – seien Sie für einen Moment einfach so damit einverstanden. Vielleicht kommt Ihnen während dieser Zeit des Hinspürens auch eine Idee, womit der Zustand Ihres Bauches, Herzens oder Kopfes zu tun haben könnte. Es in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken, nur daran denken, ist manchmal bereits der erste Schritt in Richtung Veränderung. Vielleicht sind Sie auch schon bereit für einen weiteren Schritt, nämlich – ganz nah bei sich selbst – sich die Frage zu stellen: Wie geht es mir wirklich?
Und vielleicht sogar mit der echten Absicht: Ich will es jetzt wirklich wissen und akzeptieren, was sich zeigt, und das tun, was Not-wendig ist.
Lassen Sie mich Ihnen nun diese Frage noch einmal stellen. WIE GEHT ES IHNEN WIRKLICH?
Schön, wenn Sie „Gut!“ antworten können. Noch besser, wenn Sie zögern oder vielleicht wahrheitsgemäß „Nicht so gut im Moment“ sagen. Wir Menschen neigen dazu, uns erst anzustrengen, wenn es gar nicht mehr anders geht. Und dass jedes kleinste Bemühen Ihrerseits zu Erfolgen führen möge, das wünsche ich Ihnen. Seien Sie ein Stehaufmännchen und lassen Sie niemals locker in Ihrem Bemühen, sich selber wirklich kennen lernen zu wollen. Sie sind es wert!

Claudia Ebenhoch
Heilpraktikerin für Psychotherapie
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