Was sagst du da, wie meinst du es?
Was sagst du da, wie meinst du es?

Was sagst du da, wie meinst du es?

– Kommunikation Teil 2 –

Funktionierende Kommunikation ist keine leichte Sache. Zur Erinnerung: Ein Sender sagt etwas,
und die Nachricht hat vier Seiten, wie er das Gesagte gemeint haben kann.

Alle vier Seiten sind immer gleichzeitig da. Das bedeutet, der kommunikationsfähige Sender muss sie alle vier beherrschen, damit das Miteinander Reden gut funktioniert. Es nützt zum Beispiel wenig, sachlich recht zu haben, dabei aber den Gesprächspartner respektlos zu behandeln.

Der Empfänger der Nachricht hat nun auch die Wahl, auf welche Seite der Botschaft er reagieren möchte – oder kann. Den Sachinhalt kann er versuchen zu verstehen. Sobald er jedoch die Nachricht auf die Selbstoffenbarung hin abtastet, geht es um seine Einstellung zum Sender: „Was ist das für eine? Was hat sie denn gerade?“ Auch die Beziehungsseite kann schwierig sein: „Was hält er denn von mir? Wie geht es mir damit? Wen glaubt er, vor sich zu haben?“ Auf der Appellseite werfen sich auch Fragen auf: „Was erwartet sie von mir? Was soll ich am besten tun?“
Jeder Mensch kann gut sprechen und hören – theoretisch. Da wir aber jeder nur zwei Ohren haben, sind wir für die Psychologie der Kommunikation schlecht ausgerüstet – eigentlich bräuchten wir vier Ohren. Je nachdem, welches der vier Ohren gerade am stärksten auf Empfang gestellt ist, kann ein Gespräch einen sehr unterschiedlichen Verlauf nehmen.

Ein Beispiel aus dem Schulalltag: Der Lehrer betritt das Klassenzimmer. Eine seiner Schülerinnen kommt ihm empört entgegen: „Herr Lehrer, Michi hat meinen Schulranzen versteckt!“
Folgende Reaktionsmöglichkeiten sind nun im Spiel: Möglichkeit 1: „Hat er das mit Absicht gemacht?“ (Sachinformation und Bitte um weitere Infos). Möglichkeit 2: „Du bist scheinbar sehr böse darüber“ oder „Du bist gerade richtig am Petzen!“ (Selbstoffenbarung des Mädchens).
Möglichkeit 3: „Der Sache wollen wir gleich mal nachgehen, kommt bitte beide mal her“ (appellhafte Seite). Möglichkeit 4: „Warum erzählst du mir das? Macht das doch unter euch aus“ oder „Schön, dass du damit zu mir kommst!“ (Beziehungsseite der Nachricht).
Je nachdem, wie ein Empfänger einer Nachricht, bewusst oder unbewusst, einige seiner imaginären Ohren ein- oder abgeschaltet hat, so stellt er die Weichen für das Geschehen, das – sprachlich, gefühlsmäßig und meinungstechnisch – zwischen den Menschen abläuft.

Wie schön wäre es, wenn es vor allem im Alltag mehr Geduld, Verständnis und Akzeptanz zwischen uns Menschen gäbe, weniger Missgunst und Neid, weniger Zorn und Ego. Was kann jeder tun? Am besten immer wieder durchschnaufen, möglichst wenig oder nichts zu ernst nehmen und vielleicht die Gedanken mit den folgenden Worten immer von neuem beruhigen: „In mir und um mich ordnet sich alles in Ruhe und Frieden.“ Beharrlich und unbeirrbar. Auch wenn das in unserer Menschheit wahrscheinlich noch ein paar Tage dauern wird…:))

Claudia Ebenhoch, Heilpraktikerin für Psychotherapie
Quelle: Friedemann Schulz von Thun, Miteinander reden

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